Der wahre Erfolg deines Lebens

Aus Der außergewöhnliche Geschäftsführer - 18. Kapitel: Beständige Wachsamkeit

 

Der wahre „Erfolg“ zeigt sich in dem Einfluss, den die Erreichung des Ziels auf den einzelnen und auf die Gesellschaft ausübt.

 

Wenn ein Mensch ein Vermögen erworben, aber dabei seinen guten Namen befleckt hat, so ist das ein Misserfolg, wie groß auch die Summe ist, die er dabei gewonnen hat. Die Frage ist nicht in erster Linie, wie viel jemand gewonnen hat, sondern was er dabei an inneren Werten verloren hat. Wenn er nur durch rücksichtslose Selbstsucht hochgekommen, nur, wie man sagt, über Leichen geschritten ist – dann hat er keinen Erfolg gehabt.

 

Der Erfolg ist aber dann ganz sicher vorhanden, wenn ein Mensch sein Leben auffasst als eine große Übungsschule, in der er alles entwickeln soll, was in ihm liegt, damit er besser, größer und reiner wird. Dann kommt es nicht in erster Linie darauf an, ob der Geldeinsatz wieder herauskommt oder nicht, ob die Turngeräte des Lebens, wenn ich so sagen darf, abgebrochen werden oder nicht – die Kraft, die er bei dem allem gewonnen hat, die bleibt ihm und ebenso das Gefühl der erlangten Meisterschaft. Kein Feuer und kein Wasser kann seiner Persönlichkeit Schaden tun, ob sie auch seine Habe vernichten können; der Charakter geht nicht verloren.

 

Wenn wir die Dinge nach ihrem wahren Wert einschätzen, dann kann uns streng genommen überhaupt kein Unglück treffen. Wenn wir den rechten Mittelpunkt gefunden haben, kann kein Stoß des Schicksals uns aus dem Gleichgewicht bringen, denn es stellt sich immer selbst wieder her.

 

Wer denkt bei einem der großen Helden der Weltgeschichte an die Höhe des Vermögens, das er hinterließ? Solche Männer sterben überhaupt nicht, sondern sie leben ewig im dankbaren Gedächtnis der Menschen. Ein großer, oder da das nicht viele erreichen können, ein guter Name ist der größte Erfolg, ein in sich gefestigter Charakter das deutlichste Zeichen, dass man im Kampf des Lebens Sieger geblieben ist.

 

Während du Goldstück zu Goldstück legst, haben andre, die du vielleicht für unpraktische Träumer gehalten hast, Sonnenschein, Freude, Ermutigung in hundert Herzen verbreitet. Sie haben ein Leben hinter sich, das wert ist, gelebt zu werden; du bist bloß eben da gewesen und hast existiert. Sie waren überreich an Freude, Hoffnung und Segensfülle, sie haben andern geholfen, besser zu werden, während du alles Gute und Edle in Geld umgewandelt und es dabei verloren hast.

 

Ein kleiner Junge, der zwei Jahre lang in einem Geschäft für zwei Dollar den Tag gearbeitet hatte, fasste sich ein Herz und bat um Aufbesserung. Der Geschäftsführer fragte ihn, wie viel er denn haben wolle. „Nun“, war die Antwort, „ich denke, drei Dollar täglich wäre nicht zu viel“. „Du bist aber eigentlich noch zu klein, um schon drei Dollar zu bekommen.“

„Allerdings, ich bin leider recht klein für mein Alter, aber wissen Sie, ich hatte keine Zeit zum Wachsen.“

 

Gar mancher Geschäftsführer ist in derselben Lage wie dieser Junge: er hat keine Zeit zum Wachsen. Er ist so sehr Sklave seines Geschäfts, dass er für seinen inneren Menschen keine Zeit übrig hat.

 

Das Leben und die Geschichte messen mit andern Maßstäben als die durchschnittliche Meinung der Leute, ja oft mit den entgegengesetzten; was die Welt verachtete, kommt zuletzt zu Ehren. Deshalb darf jeder reiche Mann sich wohl in acht nehmen mit seinem Urteil über die, die scheinbar hinter ihm zurückgeblieben sind: wer weiß, wie hoch die noch einmal an Wert über ihn gestellt werden. Vor dem Richterstuhl der unbestechlichen Wahrheit verschwindet aller künstliche Aufputz und alles Äußere, und nur der wahre innere Wert hält stand.

 

Es wäre recht gut, wenn du mitten im Zusammenscharren und Aufhäufen deines Geldes dich einmal fragtest: Wie viel von dem allem kann ich einmal mitnehmen? Was kommt bei all dem für mich und für die Menschen heraus? Was wird mein Leben einmal verkündigen? Etwa nichts als Selbstsucht und Habsucht, Schlauheit und Rücksichtslosigkeit? Wird man sagen, ich bin nur über die Leichen meiner Opfer emporgestiegen? Oder wird man einmal von mir sagen: Das Gedächtnis dieses edlen Mannes werden viel dankbare Herzen aufbewahren?

 

Das, was dein Leben verkündigt, der letzte und tiefste Eindruck, den sein Verlauf macht, das ist der entscheidende Maßstab dafür, ob es Erfolg gehabt hat oder nicht; ein Leben voll Selbstsucht ist auf alle Fälle erfolglos gewesen, auch wenn es in Reichtum endet. Nicht umsonst sagt der weise Salomo: Weisheit ist besser als Perlen und alles, was man wünschen mag, kann ihr nicht gleichen (Sprüche 8, 11). Und nicht in dem Sinn, dass an Himmel und Hölle dabei zu denken ist, sondern schon in rein menschlich-sittlichem Sinn gilt uns allen das Wort: Was helfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewinne und nähme doch Schaden an seiner Seele?

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