Praktische Schulung

Aus Wie man an die Spitze kommt - Praktische Schulung

 

Die Natur sträubt sich gegen einseitige Entwicklung. Das heute allgemein übliche Streben nach Spezialisierung, wodurch in widernatürlicher Weise alle Originalität und Individualität gewaltsam niedergehalten und unterdrückt wird, ist ihr fremd. Wenn also jemand nur eine seiner Gaben heranzieht und sich für ein Ding eindrillt, so muss er schwer büßen für diesen Verstoß gegen die Natur. Eine gleichartige, gleichmäßig abgerundete Entwicklung ist naturgemäß. Darum ist die gewerbliche Laufbahn jedem Fachberuf oder Spezialistentum vorzuziehen. Denn nur die Erwerbslaufbahn verbürgt eine abgerundete Entwicklung. Gediegene Leute mit gesundem Urteil finden sich in der Regel unter den Geschäftsleuten. Ihre Ausbildung ist eine allgemeine; sie müssen sich beständig auf die Warte stellen, um jede sich bietende Gelegenheit zu erspähen. Eine Ausbildung, die nicht die gesamten Geistesgaben heranzieht, ertötet die praktischen Fähigkeiten. Spezialisten und Fachmänner verfügen nicht über den Mutterwitz der Geschäftsleute, die mehr allseitig, namentlich auch praktisch ausgebildet sind.

 

Je größer der Umfang der Kenntnisse eines Menschen ist, umso größer sind seine Aussichten im Geschäft. Die beste Vorbildung für eine Erwerbslaufbahn ist die direkte Anleitung und Einarbeitung bei einer Firma desjenigen Zweiges, den man gewählt hat. Vom Lehrling und jungen Mann an immer von einer Stelle zur nächsten sich empor dienen, das gibt praktisches Geschäftswissen. Derjenige, den man in geschäftlichen Dingen über alles Mögliche ausfragen darf, und der dabei mit Ehren besteht, der zwingt die anderen und kommt obenauf.

 

Die Nachfrage erstreckt sich auf die jungen Leute, die im Einzelnen „durch“ sind, das Geschäft von A bis Z kennen, die das Ganze zu überschauen vermögen, und fleißig und entschlossen genug sind, einen Plan bis ins einzelnste mit Nachdruck durchzuführen: eiserner Fleiß und beharrliche Aufopferung fürs Geschäft allein führt zum Gelingen in diesem Jahrhundert. Der Knabe, der sich entschließt, eine Hantierung zu erlernen, sollte es sich nicht genügen lassen mit einer praktischen Ausbildung, die nicht mindestens die eines Meisters vom Fach ist.

 

Die meisten aber wollen sich’s nichts kosten lassen, möchten, als richtige Genießer, an einem Beruf nur die Blüten brechen und meiden die Dornen, d. h. alles, was daran unschön, unbequem und unangenehm ist, es in großem Bogen umgehend. Das kommt einem vor, wie wenn Soldaten durch Feindesland zögen, da und dort eine Feste unerobert hinter ihrem Rücken fortwährend zu schaffen machte und ihnen schwere Verluste zufügte. Der einzige Weg aber, der zum Sieg führt, ist der, alles im Weg liegende zu erobern. Die Scheu vor der mühseligen Kleinarbeit muss überwunden werden.

 

„Mangels gründlicherer Vorbildung von seiner eigenen Unwissenheit auf ein totes Geleis geschoben!“ wäre eine passende Aufschrift auf das Grab so mancher eingescharrten Hoffnung. Auf jedem Gebiet menschlichen Wirkens begegnen uns solche „Entgleiste“, Fehlgefahrene, die, noch weit entfernt vom Ziel, wo der Preis winkt, haben Halt machen müssen, weil sie in ihrer Jugend nicht auf der Hauptstrecke tüchtiger Vorbildung Kurs genommen haben.

 

Die Spanier sagen: „Ein Träumer kann im ganzen Wald herumgehen, ohne Brennholz zu finden.“ So scheint es auch mit manchen jungen Leuten zu sein, die nichts, was um sie her vorgeht, sehen. Wo es sich um Aufnahme von Kenntnissen handelt, da sind die Knaben merkwürdig verschieden. Der eine kann jahrelang im Magazin arbeiten und weiß blutwenig vom ganzen Betrieb, weil er die Augen nicht aufmacht und die Dinge nicht sieht, während ein anderer in einem Vierteljahr fast alle Einzelheiten des Betriebs erfasst. Der eine hat eben das Zeug dazu: er sieht alles, beobachtet alles, begreift die Situationen und speichert die ganze Zeit über Kenntnisse ab, bringt Verbesserungen an und sinnt auf neue Wege. Bei anderen ist gerade das Gegenteil der Fall.

 

Ich hatte in meinen Diensten einen prächtigen Jungen, ernst, ergeben und redlich, aber er konnte nicht vorwärts kommen; ihm schien die Fähigkeit, sich praktische Kenntnisse anzueignen gänzlich abzugehen. Neues wollte ihm nur schwer in den Kopf. Schablonenarbeit verrichtete er mit großer Treue, er hielt immer pünktlich seine Zeit ein und war nie untätig, aber ein „Zunehmen an Weisheit“, ein Hinzulernen war bei ihm rein ausgeschlossen.

 

Andere Burschen, die ich hatte, begriffen anscheinend alles auf den ersten Blick, sie gingen gleichsam sprungweise vor. Für neue Eindrücke hatten sie einen offenen Kopf, was sie lernten, saß fest und wurde von ihnen verarbeitet. Mit der Gier des Verschmachtenden sogen sie das Brauchbare in sich auf. Das Geschäft war ihnen eine Schule, wo sie nicht anders konnten als sich unter den Besten oben zu halten.

 

Strebsame Jungen merken, um weiterzukommen, müssen sie ihr Geschäft von oben bis unten gründlich kennen. Sie halten die Augen offen, nichts entgeht ihnen; sie sind immer auf dem Posten, und allezeit steht ihnen der Sinn auf Bereicherung ihres Wissens und ihrer Erfahrung und trachten sie neue Wege und Bahnen ausfindig zu machen. Die Bezahlung spielt bei ihnen kaum eine Rolle, es ist ihnen mehr darum zu tun, keine Gelegenheit zum Lernen zu verpassen. Nur ja dabei zu sein, wo es einen großen Betrieb zu studieren gibt, in nächster Nähe der Eingeweihten, wo sie die einzelnen Fäden verfolgen können, dahinter zu kommen, wie sich so ein Geschäft wie das ihres Herrn zur Blüte entfaltet, – all diese Dinge, das merken sie wohl, sind weit wertvoller für sie als die Bezahlung, die sie bekommen. Wenn sie nur genug zu leben haben, die Hauptsache ist für sie, dass sie etwas lernen dürfen und Übung und Schule durchmachen. Wenn der scharfsinnige und strebsame Junge nachts seinen Überschlag macht, so muss er merken, dass das, was seine Augen den Tag über erschaut, was sein Kopf erfasst und sich eingeprägt hat, für ihn einen viel größeren Wert darstellt als die paar Groschen, die er dabei verdient. Er weiß, dass er, wenn er das Zeug dazu hat, künftig an einem Tag vielleicht mehr verdienen kann, als sein ganzes Jahresgehalt jetzt ausmacht. – Mann muss wissen, wie es gemacht wird, das ist die Hauptsache.

 

Statt über sein kleines Einkommen zu jammern und auf die schlechten Aussichten zu schimpfen, täte gar mancher besser, die Augen aufzumachen und mit hellem Kopf und regen Sinnen Kenntnisse zu sammeln. Dann würde er inne werden, dass auch er auf dem Glückspfad wandelt und dass ein strammer, wenn auch mühseliger Marsch ihn im Triumph zum Ziel führen wird.

 

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Kommentare: 12
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