Nur Beharrung führt zum Ziel

Aus Wie man an die Spitze kommt - Nur Beharrung führt zum Ziel


Hast du dich selbst, deine leiblichen und geistigen Vorzüge, dein Gemüt, deine Anstelligkeit und Neigungen geprüft und dann dreist deine Wahl getroffen, dann blicke aber auch niemals rückwärts und vergleiche dein Los nicht mit irgendetwas, was du etwa sonst hättest beginnen können. Wenn du nicht, durch Vernunft und Erfahrung geleitet, ganz entschieden annehmen musst, dass du mit deiner Wahl einen Missgriff begangen hast und unzweifelhaft in einem anderen Beruf mehr Seide spinnen würdest, dann bleibe lieber getrost bei dem auserkorenen Erwerbszweig! Wirf dich mit Leib und Seele darauf! Lass dich nicht gleich durch Widerwärtigkeiten, wie sie in jedem Beruf vorkommen, oder durch zeitweilige Verdrießlichkeiten oder Enttäuschungen, die nicht ausbleiben, von deinem Vorsatz abbringen! Du wirst nie über die Schattenseiten deines Berufes mit Überwindung deines Widerwillens hinwegkommen, wenn dich beständig der Gedanke verfolgt, du hättest anderswo besser abgeschnitten. Zähe Beharrlichkeit ist das einzige, was dir über schwere Augenblicke hinweghilft und dich schließlich zum Überwinder macht. Diese Entschlossenheit oder Siegesgewissheit verleiht dir festen Halt; denn sie verschafft dir das Vertrauen der Mitwelt. Und das will viel heißen. Denn Vertrauen schafft Kredit und moralischen Rückhalt in tausend Fällen. Wer sein Ziel fest im Auge behält, ist der Mann des Volkes; für ihn ist es zu haben; für den, der seinem Beruf kalt und teilnahmslos gegenübersteht, hat es nichts übrig, weil er jederzeit zu wechseln oder zu versagen droht. Der Entschlossene kann kaum je scheitern, das weiß jedermann. Dafür bürgen ja gerade seine Schneidigkeit, Kernhaftigkeit und Willensstärke.

 

Manches Dasein ist verfehlt, nicht weil es dem Betreffenden an Geschick, gutem Willen oder Eifer gefehlt hätte, etwas Gutes zu wirken, sondern weil er keine Beharrlichkeit besitzt. Alle paar Monate seine Stelle wechseln, über seine Laufbahn stets im Ungewissen schweben, von einem zum andern überspringen, mit jeder neuen Gemütsbewegung seine Ideale und Ziele bald höher, bald niedriger stecken, d. h. dem Verderben die Wege ebnen, eigenes und fremdes Vertrauen verscherzen. Auch ganz abgesehen von der sittlichen Spannkraft, mit der ein junger Charakter ausgerüstet wird, wenn er trotz Widerwärtigkeit und Verdrossenheit zäh bei der Stange bleibt, gibt es für ihn keinen mächtigeren Bundesgenossen, der ihm schließlich den Sieg gewinnen hilft, als das Ansehen, in dem er bei der Mitwelt steht, weil sie sieht und sich immer wieder sagen muss: „Das ist der Mann, der weiß, was er will.“ Sie fasst dann Zutrauen zu seiner glücklichen Hand, und er selbst schöpft daraus immer wieder neue Kraft und machtvollen Willen zur Tat. Wie ein Haus aus einheitlichem, festem Gusse dasteht, wenn es der Baumeister nach ureigenstem Plane aufgeführt hat, nicht beirrt durch die Launen des Bauherrn, der immer wieder gern etwa geändert sähe; so auch der Charakter und Lebensbau des jungen Mannes, dessen Arbeit nach einem wohl vorbedachten Plan ohne Stockungen Fortschritte macht, weil der unverdrossene Arbeiter weiß, was er will.

 

Beständigkeit ist das Kennzeichen aller großen Männer der Tat. Sie mögen im Einzelnen da und dort ihre Schwächen und Schrullen haben, aber an Festigkeit fehlt’s bei ihnen niemals. Auch in dem Weg, den der Tatenmensch schreitet, türmen sich Schranken auf, auch für ihn mag es Augenblicke der Verzagtheit geben, aber immer wieder dringt seine Festigkeit durch. Kein Verdruss kann ihm die Arbeit verleiden, nie wird‘s ihm zu viel. Er bleibt beharrlich, mag kommen, was will, biegen oder brechen! Die Beharrlichkeit ist ein untrennbarer Teil seines Wesens, wie sein Lebensodem. Feste und unverrückbare Vorsätze sind eine weit sicherere Gewähr für den Erfolg als glänzender Verstand und Geistesgegenwart und Ratwissen in allen Verlegenheiten. Zu dem Beharrlichen fasst jeder Zutrauen. Mögen ihn Sorgen und Schicksalsschläge heimsuchen, jeder ist ohne weiteres überzeugt, dass er schließlich triumphieren muss, weil es für ihn kein Unterliegen gibt. „Ist er standhaft? Hält er sich tüchtig dran?“ so fragt ein jeder zuerst. Auch weniger Begabte kommen ans Ziel, wenn sie beharrlich sind, auch das Genie kann versagen, wenn’s ihm an Ausdauer gebricht.

 

Nichts ist neben der Redlichkeit heute so begehrt wie Festigkeit, Schlagfertigkeit und Rührigkeit. Jeder Arbeitgeber sieht darauf zuerst; wer sie besitzt, macht seinen Weg. Alles muss ihm den Vortritt lassen, er lässt weit Tüchtigere, die es ihm darin nicht gleichtun, hinter sich.

 

Die besten Entschlüsse sind machtlos, wenn die Tatkraft nicht hinter ihnen steht; Tatkraft bricht sich Bahn. Alles weicht vor ihr zurück. Dem Zauderer würde man nicht Platz machen, auch wenn er den guten, freilich schwachen Willen hätte, voranzukommen. Aber der Mann der raschen Tat gebietet ihnen Achtung, und unwillkürlich lassen sie ihn vorbei.

 

Nie wankender Mut hält stand in den misslichsten Lagen. Leute, die davon beseelt sind, schreiten dreist und sieghaft vorwärts auf ihrer Bahn. Es gehört ja nun allerdings gar nicht so viel dazu, Mut zu zeigen, wenn alles glatt geht, wenn die Sonne scheint und eine Schar von dienstwilligen Freunden uns umgibt; aber wenn einem der Boden unter den Füßen zu weichen droht, dann festzustehen und sich oben zu halten, dazu braucht’s Kernhaftigkeit und Nachhaltigkeit. Vielen gebricht es an diesem Kern und Mark; sie sind wohl Draufgänger und wagen auch mal einen kühnen Hauptstreich. Aber dann kommt die Zaghaftigkeit über sie. So lange alles glatt und eben geht, hat’s noch keine Not; aber wenn sie sich nicht mehr rühren, wenn sie stocken, wenn es zu Reibungen und ängstlichen Bedenken kommt, werden sie schlaff und versagen.

 

Solche Leute sind auf stärkere Naturen angewiesen, bei denen sie eine Mut- und Stärkeanleihe machen müssen. Es hilft ihnen schon viel, wenn sie immer einen in der Nähe haben, der sie aufrichtet, anspornt und ihnen Mut zuspricht. Mit der fehlenden Festigkeit fehlt ihnen alles: Rückgrat, Selbständigkeit, Ursprünglichkeit. Sie fangen leicht Feuer, wenn solches in der Nähe ist, aber bald verlischt es wieder, und sie sind dann außerstande, neues zu entfachen. Sie wagen nur, was andere aus ihrer Umgebung auch wagen; sie kleben am Herkommen. Sie getrauen sich nicht, aus dem Glied zu treten und unabhängig und unverzagt zu handeln.

 

Große Männer der Tat, die kein Hindernis kennen, sind von Stahl; sie haben Eisen im Blut. Leute aus unserem Bekanntenkreis, die wir sonst zu den Besten zählen, treue Gefährten, prächtige Freunde und äußerst angenehme Persönlichkeiten, haben doch nie vollbracht, was sie nach ihren Gaben hätten leisten müssen, lediglich weil sie keine zähe Ausdauer kennen. Es waren zahme Alltagsmenschen; kein Feuer, keine Wirksamkeit, keine Unabhängigkeit, kein Schwung, keine Initiative!

 

Die Starkblütigen sind die Führer, die kühnen Angreifer, die sich in die vordersten Reihen drängen, sie beschränken sich nicht auf die Abwehr, sodass sie sich abwartend verhalten, bis sie angegriffen werden. Sie stürzen kühn vorwärts und kennen keine Schranken.

 

Vor allem musst du, wenn du es zu etwas bringen willst, der Welt den Beweis liefern, dass du nicht ein schlapper Strohwisch bist, sondern dass du Mark in den Knochen hast. Es muss schon frühzeitig von dir heißen: „Er hat den Teufel im Leib (im guten Sinn)! Er ist ein ganzer Kerl!“ Deine Freunde müssen wissen, dass du, was du einmal angreifst, auch durchführst, mag im Weg stehen was will.

 

Sowie du im Ruf eines zähen, nachhaltigen, entschlossenen Mannes stehst, für den es kein Zaudern, Wanken und Schwanken gibt, – wird die dir Welt schon Platz machen. Sobald es sich aber herumspricht, dass du bequem seiest und dich beiseite schieben lässt, kurz, wenn du nicht aus Stahl, sondern aus weichem Lehm bist, treten sie dich nieder oder drücken dich an die Wand.

 

Der Draufgänger, der dabei auch nachhaltig und entschlossen ist, hat den Erfolg für sich und gewinnt auch die Achtung und das Zutrauen der Gemeinde, in welcher er lebt. Man glaubt an ihn, weil er fest hinsteht; man weiß, er ist kein Trottel, der dem Feind den Rücken kehrt, sondern er wird sicherlich standhaft und unverzagt zum Ziel dringen. Nichts wird mehr bewundert und höher angeschlagen als ein ernst gefasster und mit allem Nachdruck durchgeführter Vorsatz.

 

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